Nickelfrei und hypoallergen – Der Schmuckguide für Allergiker
Es gibt viele Menschen, die keinen Schmuck tragen können oder nach gewisser Zeit unangenehme Symptome bekommen und diese nicht selten sogar als „normale Reaktion“ hinnehmen. Schwellungen, Rötungen, Juckreiz oder sogar leichte Blutungen sind keine Seltenheit.
Was häufig einfach als Schmuckallergie bezeichnet wird, ist in vielen Fällen jedoch auf eine Nickelallergie zurückzuführen. Etwa 15% der Bevölkerung in Deutschland haben eine Nickelallergie, die sich vor allem beim Tragen von Ohrringen und Piercings bemerkbar macht.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine Nickelallergie?
- Wie merke ich, ob ich eine Nickelallergie habe?
- Kann ich plötzlich eine Nickelallergie bekommen?
- Warum Ohrringe und Piercings besonders problematisch sind
- Kann ich unbesorgt sein, wenn Schmuck als "hypoallergen" oder "nickelfrei" beworben wird?
- Was bedeutet biokompatibel?
- Welchen Schmuck kann ich bei einer Nickelallergie tragen?
- Auf diese Tipps solltest du beim Schmuckkauf achten
1. Was ist eine Nickelallergie?
Bei einer Nickelallergie reagiert unser Immunsystem auf Nickel bzw. nickelhaltige Gegenstände oder Nahrung. Dabei ordnet unser Körper Nickel eigentlich irrtümlich als schädlich und somit gefährlich ein und löst eine Abwehrreaktion aus, denn Nickel ist für den Körper ein lebenswichtiges Spurenelement, welches in größeren Mengen jedoch schädlich ist.
Eine Nickelallergie zählt zu den sogenannten Kontaktallergien und tritt häufig beim Tragen von Schmuck auf. Aber warum? Unser Schweiß ist leicht sauer und löst Nickelionen aus dem Metall, welche wiederum in unsere Haut eindringen. Dort wird dann vom Immunsystem die Kontaktreaktion mit entsprechenden Symptomen ausgelöst.
Schon seit 1994 gibt es eine EU-Verordnung zur Begrenzung zur Verwendung von Nickel. Diese bemisst jedoch nicht den Anteil von Nickel in Gegenständen, sondern wie viel Nickel freigesetzt wird. Der Wert ist bei Ohrringen und Piercings auf 0,2 μg/cm²/Woche (bei Ketten, Armbändern und Ringen auf 0,5) begrenzt.
Für Menschen mit empfindlicher Haut ist das jedoch keineswegs die Erlösung. Die Stiftung Ökotest berichtet, dass regelmäßige Stichproben ergeben, dass diese Grenzwerte nicht eingehalten werden und das selbst bei großen Schmuckmarken. Somit ist nicht unbedingt Verlass darauf, was der Hersteller sagt.
2. Wie merke ich, ob ich eine Nickelallergie habe?
Wird die Nickelallergie durch das Tragen von Schmuck ausgelöst, so äußern sich die Symptome meist lokal, also bei Ohrringen zum Beispiel direkt am Ohrloch. Die häufigsten Reaktionen sind Schwellungen, Rötungen, Juckreiz oder sogar leichte Blutungen bis hin zu eitrigen Entzündungen.
Letztere sind aber eher ungewöhnlich. Gehen die Symptome schnell wieder zurück, nachdem die Ohrringe abgenommen wurden, stehen die Chancen hoch, dass es sich um eine allergische Reaktion handelt. Trägt man aber weiterhin nickelhaltigen Schmuck, kann es auch zu langanhaltenden oder gar chronischen Ekzemen kommen.
Um sicher zu sein, sollte bei einem Hautarzt (Dermatologen) ein sogenannter Epikutantest gemacht werden. Bei diesem Test wird Nickelsulfat mit einem Pflaster auf die Haut geklebt. Zum Abgleich werden auch andere Stoffe mit getestet, die Kontaktallergien auslösen können, wie zum Beispiel Duftstoffe oder Konservierungsmittel.
Der Test dauert 24 bis 48 Stunden, auch wenn die Haut meist bereits nach einigen Stunden eine Reaktion aufweist. Nach der Kontrolle des Arztes besteht dann Gewissheit, ob eine Allergie vorliegt oder nicht.
3. Kann ich plötzlich eine Nickelallergie bekommen?
Bevor sich eine Nickelallergie äußert geht eine Sensibilisierungsphase voraus. Während dieser Phase lernt unser Immunsystem Nickel als schädlich einzustufen und eine Reaktion auszulösen. Wie lange diese Phase andauert, ist sehr unterschiedlich.
Bei manchen Menschen dauert es Jahre bis eine spürbare Reaktion auftritt. Unter anderen Umständen, wie zum Beispiel bei frisch gestochenen Piercings oder Hitze und stärkerem Schwitzen, kann eine erste Reaktion auch nach wenigen Wochen oder Monaten auftreten.
Etwa 15% der Bevölkerung in Deutschland haben eine Nickelallergie, wobei Frauen eher betroffen sind als Männer. Das ist keine unfaire Veranlagung der Natur, sondern häufig die Konsequenz von jahrelangem Kontakt mit Nickel, da Frauen etwas häufiger Schmuck tragen.
Je häufiger und länger nickelhaltiger Schmuck getragen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man irgendwann eine Allergie entwickelt. Nicht selten fällt eine Allergie so erst recht spät auf.
4. Warum Ohrringe und Piercings besonders problematisch sind?
Besonders häufig äußert sich eine Kontaktallergie beim Tragen von Ohrringen und Piercings. Der Schmuck liegt hier natürlich besonders nah auf der Haut an. Zudem kommt es häufig zu Reaktionen, wenn Ohrlöcher oder Piercings noch nicht vollständig ausgeheilt sind. Daher ist es bei Ohrringen und Piercings besonders wichtig auf das richtige Material zu setzen.
5. Kann ich unbesorgt sein, wenn Schmuck als „hypoallergen“ oder „nickelfrei“ beworben wird?
Schmuck für Allergiker wird in der Branche häufig mit hypoallergen oder nickelfrei beworben. Zwei Begriffe, die man sich genauer anschauen sollte.
Hypoallergen
Hypoallergen bedeutet: weniger („Hypo“) allergieauslösend („allergen“). Weniger bedeutet aber eben nicht, dass es ausgeschlossen ist. Gerade bei Ohrringen und Piercings kann es daher trotz des Labels "hypoallergen" zu unangenehmen Kontaktreaktionen kommen. Also sollte man eher vorsichtig sein, wenn man hypoallergenen Schmuck als Schmuck für Allergiker bewirbt.
Nickelfrei
Nickelfrei wird häufig verwendet, entspricht jedoch nicht immer der Wahrheit. So wird zum Beispiel Schmuck, der eine nickelfreie Beschichtung enthält, häufig gänzlich als nickelfrei beworben. Materialien wie 925er Sterling Silber, 14k Goldschmuck oder Messingschmuck enthalten jedoch häufig Nickel.
Es handelt sich dabei nämlich um keine reinen Metalle, sondern Legierung, also ein Gemisch aus verschiedenen Metallen. Silber allein wäre viel zu weich und würde sofort zerkratzen. 925er Silber bzw. Sterling Silber bedeutet, dass es sich um 92,5 % Silber handelt.
Nickel wurde und wird leider häufig in diesen Legierungen verwendet. Zum einen, weil Nickel ein Schwermetall ist und ein höheres Gewicht bei Schmuck fälschlicherweise mit Wertigkeit gleichgesetzt wird. Zum anderen, weil es die Härte und Korrosionsbeständigkeit von vielen Metallen verbessert.
Es gibt bei den Materialien allerdings eine Bezeichnung für maximale Verträglichkeit: Biokompatibilität.
6. Was bedeutet biokompatibel?
Als biokompatibel bezeichnet die Medizin Materialien, die im direkten Kontakt mit lebenden Geweben keine Reaktionen hervorrufen, was vor allem bei Implantaten sehr wichtig ist. So gelten reines Titan, Platin oder Gold als biokompatibel und garantieren damit eine maximale Verträglichkeit. Das ist auch der Grund warum Titan mittlerweile das meistgenutzte Material in der Implantat-Technik ist. Auch nonu.Berlin setzt auf Titan Grade 5 (aus der Medizintechnik) für die Herstellung von Ohrschmuck und Piercings.
7. Welchen Schmuck kann ich bei einer Nickelallergie tragen?
1. Titan (uneingeschränkt zu empfehlen)
Titan wird meist in einer Reinform oder in Legierungen mit geringen Aluminiumanteil verwendet. Titan, sowie Aluminium auch, ist biokompatibel und nickelfrei. Titan ist zudem sehr hart, hitze- und korrosionsbeständig und das bei extrem geringem Gewicht. Nicht einmal Salz- oder Chlorwasser kann die Oberfläche angreifen. Aufgrund dieser Eigenschaften gilt es als Hightech-Material, welches häufig in der Medizintechnik (z.B. für Implantate), sowie der Schiff- und Raumfahrt zum Einsatz kommt.
Das Material ist schon länger bei Allergikern bekannt, die trotzdem nicht auf Schmuck verzichten möchten. Aufgrund seiner Härte und dem damit verbundenen Bedarf nach Spezialwerkzeug, gibt es nur wenige Produzenten, die sich auf dieses Material spezialisiert haben.
Daher findet man meist Titanohrstecker, die auch als Ohrstecker für Allergiker beworben werden. Mit dem richtigen Know-how und Werkzeug sind jedoch auch filigranere Designs wie Titanohrringe hängend oder als Creole möglich.
2. Silber (eingeschränkt zu empfehlen)
Auch Silber ist in seiner Reinform natürlich nickelfrei. Wie zuvor beschrieben, ist 925er Silber bzw. Sterling Silber eines der beliebtesten Metalle für Schmuck. 925 bedeutet jedoch, dass es sich nur um 92,5 % Silber handelt. Nickel wurde und wird noch häufig in dieser Legierung verwendet, um das Silber beständiger zu machen.
Silber in Reinform wäre ebenfalls zu weich für Schmuck. Umgangssprachlich wurde sogar der Begriff der "Sterling Silber Allergie" geprägt, was jedoch eben nicht auf das Silber, sondern den Anteil an anderen Metallen im Sterling Silber zurückzuführen ist.
3. Platin (uneingeschränkt zu empfehlen)
Platinschmuck hat in der Regel einen Reinheitsgrad von 95 %. Es gilt wie Gold als biokompatibel und damit sehr hautverträglich. Zudem ist es sehr korrosionsbeständig und läuft nicht an. Platin ist allerdings etwa 30-mal seltener als Gold und damit noch einmal deutlich teurer.
4. Edelstahl (eingeschränkt zu empfehlen)
Edelstahl ist nicht gleich Edelstahl. Es gibt verschiedene Legierungen (Zusammensetzungen) und dementsprechend unterschiedliche Eigenschaften. In der Schmuckbranche wird heutzutage aber vor allem Edelstahl 316L, auch Chirurgenstahl genannt, verwendet. Häufig liest man auch "Edelstahl – nickelfrei", was jedoch nicht stimmt.
Edelstahl enthält zwischen 10 % und 14 % Nickel. Aber warum gilt Edelstahl dann trotzdem als hypoallergen? Nickel ist im Edelstahl gut gebunden und es werden nur sehr geringe Mengen abgegeben, wodurch sich Edelstahl tatsächlich auch bei empfindlicher Haut eignen kann. Vor allem bei Schmuck, der nur auf der Haut aufliegt, kommt es hier äußerst selten zu Hautirritationen. Ein Grund, warum auch wir Halsketten aus Edelstahl im Sortiment haben.
5. Gold (eingeschränkt zu empfehlen)
Reines 24k Gold (99,9 % Feingold) ist nickelfrei und sogar biokompatibel. Dies bedeutet, dass menschliches Gewebe nicht darauf reagiert. Perfekt also für Ohrschmuck? 24k und 22k Gold sind tatsächlich ungeeignet für Schmuck. Gold ist ein sehr weiches Metall und dementsprechend anfällig für Kratzer.
Daher wird auch Gold mit anderen Metallen wie Silber, Kupfer, Zink oder auch Nickel gemischt, um es beständiger und bezahlbarer zu machen. 18k Gold ist in dem meisten Fällen aber eine sichere Wahl, was die Hautverträglichkeit angeht.
6. Kunststoff (eingeschränkt zu empfehlen)
Selten haben Schmuckstücke einen Plastikstift aus hypoallergenem Kunststoff. Zudem gibt es auch Schutzhülsen aus Kunststoff, die über den Stift des unverträglichen Schmucks gezogen werden. Das mag eine Lösung für Allergiker sein, jedoch wird dabei das Ohrloch geweitet. Das kann zu leichten, aber unangenehmen Verletzungen führen. Zudem ist Plastik natürlich keine nachhaltige Alternative.
8. Auf diese Tipps solltest du beim Schmuckkauf achten!
Tipp 1: Lass dich von "nickelfrei" oder "hypoallergen" nicht blenden, sondern prüfe immer aus welchem Material der Schmuck wirklich besteht. Macht ein Hersteller keine Angaben dazu, lass lieber die Finger davon.
Tipp 2: Titan, Platin und 18k Gold sind die sichersten Materialien, um bedenkenlos Schmuck zu tragen bzw. um langfristig keine Nickelallergie zu entwickeln.
Tipp 3: Achte auf Transparenz der Unternehmen, was die Herkunft des Schmucks angeht. Gerade außerhalb der EU, gibt es weniger strenge Richtlinien zur Verwendung von Nickel in der Schmuckproduktion.
Eine Nickelallergie bedeutet nicht auf Schmuck verzichten zu müssen
Eine Nickelallergie entsteht nicht über Nacht, sondern häufig durch das Tragen von nickelhaltigem Schmuck. Wie zuvor erläutert, gibt es eine Reihe von Metallen, die aber als sicher gelten. Du solltest deine Schmucksuche also auf Titan, Platin oder 18k Gold beschränken um Nickel sicher aus dem Weg zu gehen. Bei nonu.Berlin verwenden wir für unseren Ohrschmuck und unsere Piercings nur Titan, welches auch in der Medizintechnik verwendet wird.
Das gleiche Material wird zum Beispiel für Implantate verwendet, die darauf ausgelegt sind für lange Zeit im menschlichen Körper zu bleiben. Zudem lassen wir unseren Titanschmuck ausschließlich in Deutschland von absoluten Experten produzieren.
Die Produktionsstandards sind unglaublich hoch, um dir ein sicheres Schmuckerlebnis zu garantieren. Der Schmuck von nonu.Berlin bietet somit eine tolle Alternative, für all diejenigen, die wunderschönen Schmuck ohne Bedenken tragen möchten.
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Quellen
Ahlström MG, Thyssen JP, Menné T et al.: Prevalence of nickel allergy in Europe following the EU Nickel Directive – a review. In: Contact Dermatitis 2017, 77: 193-200
F. Williams, Biocompatibility of Clinical Implant Materials 1981, 1 99-127